13 Mai Sinn oder Sinnlosigkeit meines Lebens
Rückblende ins Jahr 1979
Ich war gerade 20 Jahre alt und meldete mich freiwillig zu einem UN Truppeneinsatz nach Zypern. Die Aufgabe war den Waffenstillstand zwischen Türken und Griechen zu sichern.
Ich fühlte mich dazu in keinster Weise berufen. Ich war einfach abenteuerlustig und wollte die große Welt kennen lernen.
In dieser Zeit freundetet ich mich mit einem Kameraden (so nennt man das unter Soldaten 🙂 an. Uns verband damals schon DIE gemeinsame Frage:
Was ist der Sinn des Lebens?
Wir saßen oft stundenlang zusammen in unseren Uniformen und diskutierten hitzig, worin der Sinn des Lebens nun zu finden sei?
Ich erinnere mich noch gut, dass ich damals der Meinung war, es gäbe keinen Sinn.
Vielmehr sei das Leben sinnlos. Das entsprach meinem aufmüpfigen Naturell zu dieser Zeit. Ich fand die Vorstellung, dass es keinen Sinn zu finden gäbe, richtig befreiend.
Kein Sinn, also auch keine Sinnsuche. Keine Bedeutung also auch keine Bedeutungssuche. Kein Ziel als auch kein Streben danach.
Mein Kamerad war gegenteiliger Auffassung. Er sah den Sinn (zumindest in dieser Zeit) im Erkennen einer göttlichen Aufgabe, die für jeden Menschen bereit stünde. Diese gelte es zu finden und zu erfüllen.
Nach dieser Zeit in Zypern trennten sich unsere Wege, aber ein Band zwischen uns blieb bestehen. Wir studierten beide in Wien (Recht und Theologie) und jedes Treffen führte uns sofort in die Tiefen spiritueller Fragen.
Zurück ins Jahre 2018
Seither sind fast 40 Jahre vergangen und es wundert mich, dass ich mich nach so langer Zeit genau an diese Debatte erinnere. Es schien uns damals sehr wichtig zu sein.
Ich halte nun seit Jahren Seminare zu Themen, die sich mit der Sinn-Findung beschäftigen. Ich weiß, wie erfüllend es ist, sein WARUM zu kennen, zu leben und ermutige Menschen, ihrer Berufung zu folgen.
Mein Leben hat einen Sinn. Es nährt mich, das zu tun, was ich tue. Erfüllung ist die Folge davon.
Und dennoch habe ich erfahren, dass es keinen Sinn gibt, den es zu suchen und zu finden gilt.
Genauso gibt es kein Ziel, das zu erreichen wäre. Gerade die Suche danach war es, die mich gehindert hat. Wenn du etwas suchst, dann verlierst du den Blick für alles andere. Du fokusierst dich auf ein Ziel, ohne die anderen Möglichkeiten zu sehen.
Diese Suche nach dem Sinn ist oft aus Angst gespeist, diesen eben nicht zu finden oder erfüllen zu können. Nicht selten führt der Weg aus dieser Sackgasse zunächst in eine völlig Sinnlosigkeit. Ich persönlich habe lange damit gehadert, dass meine Bemühungen zur Sinnsuche nicht fruchteten.
Erst als ich begann, den Sinn und die Sinnlosigkeit als zwei Teile in mir zu sehen, die gleichberechtigt in meinem Dasein existieren, erlöste sich diese Frage für mich.
Den Sinn fand ich nicht im denken oder tun. Der Sinn BIN ICH!
Sinnesfüllend wird unser Dasein, wenn wir uns damit zeigen, wer wir sind (nicht wer wir sein wollen).
Das ist allerdings mitunter viel schwieriger, denn es erfordert verdammt viel Mut sich mit seiner „Seinsqualität“ zu zeigen. Es erfordert vor allem, sein Herz zu öffnen.
Da ist es manchmal der einfachere Weg, den Sinn des Lebens mit dem Verstand zu suchen oder sich von anderen Menschen einen Sinn einreden zu lassen.
Tief in mir hat mich also diese Frage nach dem Sinn des Lebens schon mein ganzes Leben beschäftigt. Die Antwort darauf hab
Wenn ich heute die Diskussion mit meinem Freund vor 40 Jahren betrachte, dann sehe ich:
Wir hatten beide Recht! Alles ist eine Frage des Bewusstseins.
PS: mein Kamerad von damals hat auch seine Erfüllung gefunden. Er wurde Priester.
Alles Liebe
Wolfgang
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