Das spirituelle Ego

Das spirituelle Ego

Da gab es vor 2000 Jahren einen Mann, der sagte, eher ginge ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher ins Himmelreich. Was hat Jesus wohl damit gemeint? Wer ist nur der Reiche, der nicht ins Himmelreich kommt?

Wie würde diese Botschaft heute lauten?
Jesus meinte, dass es unmöglich ist, die Verbindung zu deiner eigenen Göttlichkeit (= Himmel) zu finden, wenn du „reich“ bist, reich an Vorstellungen, Überzeugungen, Glaubenssätzen, Ideologien usw. anders ausgedrückt, reich an EGO.
Viele sind heute auf einem spirituellen Weg und jeder/e hat einen ganz individuellen Pfad zu gehen. Die großen Fragen nach dem „Wer bin ich?“ läßt sich halt nicht in einem Wochenend-Seminar beantworten. Und so gibt es viele Angebote, die Unterstützungen auf dem Weg anbieten. Bestimmt hast du auch schon gehört oder gelesen, dass es hilfreich wäre, dein Ego hinter dir zu lassen oder zu transzendieren (was sowieso nicht gelingt :-))

Aber unser schlaues Ego hat das schon längst durchschaut und bietet uns eine Fülle an Möglichkeiten, nur um uns Glauben zu machen, wir seien spirituell. Ein enorm breites Angebot von A (Atemtechniken) bis Z (Zen..) nährt uns im Glauben, wir sind am Weg.
Wenn man genau hinschaut, geht es aber oft darum, dass das ICH ein weitere Erfahrung macht. So wird dieses ICH „reicher“ und größer. Oft höre ich dann: „ICH habe ja schon so viel gemacht, …“.


Das Kamel geht nicht durchs Nadelöhr


Das was sich dabei entwickelt, ist unser spirituelles EGO und dieses geht eben nicht ins Himmelreich ein. So kannst du die tollsten Erfahrungen gemacht haben mit Holotropen Atmen, mit schamanischen Ayahuaska Sessions, mit dynaimscher Meditation oder stundenlang still sitzend – am Ende hat dein Ego eine weitere Erfahrung gemacht und ist „reicher geworden“. Noch dazu fühlt sich das richtig gut an. Meist ist den Suchenden nicht bewusst, dass sie dabei ihr Ego nähren.
Bitte nicht falsch verstehen. Jede Methode kann gut sein um Dich wieder zu verbinden. Der springende Punkt ist dabei, mit wieviel Bewusstsein du die Sache angehst. Die entscheiden Frage ist dabei: Wer ist derjenige/diejenige, der/die diese Erfahrung macht?

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich berichten. Ich habe hunderte dynamische Meditationen (nach Osho) gemacht, alle laut und intensiv, wie es sich gehört. ICH habe meditiert…! Es hat lange gedauert, bis ich begriffen habe, dass ich diese Methode nur benutzt habe, um mein Ego aufzublasen.

So lohnt sich vor und nach jeder Übung oder bei einem Seminar durchaus ein paar Minuten Reflexion darüber:
Wer bin ich jetzt? Erkennst Du den Zeugen in Dir? Wer ist der Beobachter von dem ganzen Spiel?
Unser Ego kennt uns ganz genau und wird uns immer „Möglichkeiten“ anbieten, um auf dem „richtigen Weg“ zu sein. Das kann aber auch ein langer Umweg werden.
Wir entgehen wir nun dieser Falle?

Mit Bewusstsein! Beobachte dich. Schau ehrlich auf deine Motive, die hinter deinen Handlungen stehen. Ist es wirklich die Sehnsucht nach deiner inneren Verbundenheit, die dich antreibt? Wenn ja, dann wirst du merken, dass wahre Spiritualiät nichts großartiges ist und keine großartigen Inszenierungen braucht. Es ist schlicht der Wunsch in deinem Herzen, die Verbindung mit deiner Göttlichkeit wieder zu spüren. Kein Instagram, keine tollen Sprüche auf social media, kein Aufmerksamkeit heischenden Bilder.

Auch hierzu hat der berühmte Mann vor 2000 Jahren einen wunderbaren Rat:

„Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.“
Wir alle sind spirituelle Wesen auf dem Weg nach Hause, ausnahmslos. Jeder hat dabei seinen eigene Weg zu Gott, das ist auch das Schöne daran. Der Weg ist nicht immer ganz klar, es gibt Irrwege und Umwege. Letzlich finden wir aber alle irgenwann nach Hause. Das ist das große Versprechen, das in uns wohnt und nur darauf wartet, gefunden zu werden.

Alles Liebe

Wolfgang




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